Durch vorsätzliche Brandstiftung gerät inmitten der engbebauten Altstadt ein großer Gebäudekomplex in Brand.
Nur durch den Einsatz aller verfügbaren Feuerwehrkräfte Hamelns kann verhindert werden, daß Personen zu Schaden kommen und das Feuer noch weitere historische Bausubstanz der alten Weserstadt zerstört.
Objekt
Bei dem Brandobjekt inmitten der historischen Altstadt handelt es sich um mehrere verschachtelte Fachwerkgebäude auf drei Grundstücken, die allesamt miteinander in direkter Verbindung stehen.
Die rückwärtigen Gebäude positionieren sich in dem Häuserblock zwischen Bäckerstrasse / Alter Marktstrasse und Neuer Marktstrasse.
In dem Gebäude Bäckerstrasse 14 ist das Ladengeschäft von „Lederwaren Möller“ sowie die Wohnung der Familie untergebracht.
Die rückwärtigen Fachwerkgebäude beherbergen die Sportabteilung, das Lager, die Werkstatt sowie die Büroräume.
Die Gesamtfläche des Brandobjektes beträgt 589 m².
An das Grundstück grenzt direkt die Spirituosenhandlung „Wein Kropp“ (Bäckerstrasse 13).
Auch das Gasthaus „Rattenkrug“ in einem denkmalgeschützten Weserrenaissancegebäude (Bäckerstrasse 16) befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Brandobjekt.
Die Bäckerstrasse ist im Jahre 1971 noch eine der meistbefahrenen Strassen Hamelns. Eine Fußgängerzone wird dort erst mehrere Jahre später eingerichtet.
Die Entfernung vom Brandobjekt zur Feuerwache beträgt Luftlinie etwa 300 Meter, die Anfahrt auf dem Straßenwege circa 650 Meter.
Alarmierung
Der Nachrichtenzentrale (NZ) der ständig besetzten Feuerwache Hameln wird um 23.54 Uhr über den Notruf vom Inhaber des Gasthauses „Rattenkrug“, Herrn Kropp, sowie persönlich von einem Autofahrer ein Feuer bei der Firma „Lederwaren Möller“ gemeldet.
Der Telefonist, OFM Ebrecht, alarmiert daraufhin über den Wachalarm die diensthabende Schicht der Hauptberuflichen Wachbereitschaft.
Diese rückt um 23.55 Uhr mit dem TLF 16-T (Wagen 2), der DL 30 (Wg. 3) sowie dem UW* (Wg. 4) mit einer Besatzungsstärke von 1/5 (SB) aus.
(* Unfallwagen = Fahrzeug für den Unfall- und Krankentransport / heute: KTW)
Bereits auf der Anfahrt über die ebenfalls damals noch zu befahrende Osterstrasse kann der Wachhabende, HFM Reimann, deutlichen Flammenschein aus Richtung Bäckerstrasse erkennen.
Er fordert deshalb über Funk „Verstärkung“ an und läßt „Hausalarm“ für die im Wohnhaus der Feuerwache lebenden Feuerwehrangehörigen auslösen.
Zeitgleich wird der diensthabende Brandmeister vom Dienst (BvD), BM Dieter Wortmann, in seiner Wohnung alarmiert.
Lage bei Eintreffen
Die Hintergebäude des Wohn- und Geschäftskomplexes „Lederwaren Möller“ brennen in voller Ausdehnung.
Starkes Flugfeuer gefährdet die Nachbarhäuser. Der Strom ist bereits ausgefallen, so daß die Brandstelle in Dunkelheit und starkem Rauch liegt.
An einem Fenster im 1. Obergeschoß des Hauses „Bäckerstrasse 14“ steht Liane Möller, eine junge Hausbewohnerin und schreit laut um Hilfe.
Sie deutet an, zu ihrer Rettung aus dem Fenster springen zu wollen.
Frau Möller ist durch Brandrauch auf das Feuer aufmerksam geworden, jedoch ist ihr bereits zu diesem Zeitpunkt der Fluchtweg über den hölzernen Treppenraum abgeschnitten.
Sie ist in der Brandnacht die einzige Person, die sich in dem großen Haus aufhält.
Erstmaßnahmen
Zunächst werden die junge Frau, zwei Hunde sowie eine Katze mit Hilfe der DL 30 aus dem brennenden Gebäude gerettet.
Gleichzeitig wird mit der Schnellangriffseinrichtung des TLF 16-T eine Brandbekämpfung eingeleitet, um eine Ausweitung des Feuers zunächst einzudämmen.
Weitere Ereignisse
Um 0.05 Uhr trifft der BvD Wortmann mit dem Kommandowagen I [Wg. 1] an der Einsatzstelle ein und läßt aufgrund der vorgefundenen Gefahrensituation (Menschenrettung, Vollbrand mehrerer Fachwerkgebäude, rasche Brandausweitung, starkes Flugfeuer in die historische Altstadt) sofort Vollalarm für die gesamte Freiwillige Feuerwehr Hameln auslösen.
Die Alarmweckerschleifen (Alarmsystem, gesteuert über das Lichtnetz) aller 4 Züge der Freiwilligen Feuerwehr sowie der wachfreien Schichten (Freiwache) der Hauptberuflichen Wachbereitschaft in den Wohnungen der Feuerwehrleute werden aktiviert.
Zur gleichen Zeit (0.05 Uhr) trifft der Kommandowagen II [Wg. 6] mit den Männern des „Hausalarm“ am Brandort ein.
Die DL 24 [Wg. 18] erreicht die Brandstelle um 0.07 Uhr.
Um 0.08 Uhr werden die ungefähr 20 Zivilschutzsirenen der Kernstadt Hameln zwei Mal mit dem Feuer-Signal ausgelöst, um auch die Feuerwehrleute zu erreichen, die sich nicht in ihren Wohnungen befinden und somit die ortsfesten Alarmwecker nicht hören können.
So eilen auch diejenigen Wehrmänner zum Einsatz, die sich zum Beispiel in der Nachtschicht befinden.
0.14 Uhr: LF 16/III [Wg. 5], LF 8-TS 8/8 [Wg. 9] und Kleinlöschfahrzeug mit TSA [Wg. 14] rücken aus.
0.16 Uhr: LF 16/II [Wg. 10] rückt aus
0.17 Uhr: KLF-TS 8/8 [Wg. 15] rückt aus
0.22 Uhr: LF 8 [Wg. 7] rückt aus
0.25 Uhr: Der stv. Kreisbrandmeister Friedrich Selle trifft ein, läßt sich in die Lage einweisen und übernimmt verantwortlich die Gesamteinsatzleitung.
Zur Unterstützung wird die Freiwillige Feuerwehr Afferde über Sirene alarmiert.
0.27 Uhr: LF 16/I [Wg. 8] rückt aus
0.32 Uhr: SW 2000 [Wg.11] rückt aus
0.45 Uhr: FF Afferde mit einem Löschfahrzeug und Gesamtstärke von 1/12 (SB) am Brandort eingetroffen und ist dort bis 4.00 Uhr im Einsatz.
Weitere Einsatzmassnahmen und Fazit
1.55 Uhr: Wagen 4 (Unfallwagen) rückt zur Wache ein
2.15 Uhr: Bergungs-u. Abschleppfahrzeug GMC [Wg. 17] rückt aus
2.32 Uhr: Die Fahrzeuge der Hauptberuflichen Wachbereitschaft (TLF 16-T und DL 30) werden aus dem Einsatz herausgelöst, um nach vollständiger Bestückung für weitere Einsätze in der Kernstadt einsatzbereit zu sein
4.30 Uhr: Feuer aus ! Einige Fahrzeuge rücken wieder zur Wache ein (Wagen 10 und 5).
5.30 - 11.50 Uhr: Weitere Fahrzeuge verbleiben noch für eine unterschiedliche Zeitdauer vor Ort und rücken später ein: Wagen 11 [5.30 Uhr], Wagen 14 [7.00 Uhr], Wagen 17 [7.30 Uhr], Wagen 7 [7.45 Uhr], Wagen 9 und 15 [8.31 Uhr], Wagen 6 [10.30 Uhr] und Wagen 18 [11.50 Uhr].
20.45 Uhr: Kommandowagen I [Wg. 1] rückt ein
24.00 Uhr: LF 16/I [Wg. 8] als letztes Fahrzeug der Brandwache verläßt die Einsatzstelle. Einsatzende.
Eingesetzte Fahrzeuge (Wagen-Nr; Fz-Bezeichnung; Typ, Baujahr, KFZ-Kennzeichen)