Einsatzort: Werkstrasse
Einsatzart: Arbeitsunfall
Bericht: Zwei Arbeiter einer Hamelner Firma, die am Sonntagmorgen mit Arbeiten in den Technikräumen eines grossen Kaufhauses beschäftigt waren, wurden offenbar von einem Starkstrom-Lichtbogen erfaßt und zum Teil lebensgefährlich verletzt.
Die genaue Ursache dieses schweren Arbeitsunfalls steht zur Zeit noch nicht fest. Polizei und Gewerbeaufsichtsamt haben ihre Ermittlungen in dieser Angelegenheit bereits vor Ort aufgenommen.
Zur Versorgung der beiden schwerverbrannten Arbeiter wurden neben zwei Rettungswagen von DRK und Feuerwehr Hameln auch der Notarzt aus Bad Pyrmont sowie die beiden Rettungshubschrauber (RTH) "Christoph 4" und "Christoph Niedersachsen" alarmiert und eingesetzt.
Beide RTH landeten zunächst auf einem abgeernteten Feld in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle.
Nach längerer medizinischer Versorgung der Verletzten durch die verschiedenen Ärzteteams landeten beide Helikopter zwecks Umlagerung der Patienten später auf dem leeren Kaufhausparkplatz.
Da bei Eintreffen der Polizei noch eine Rauchentwicklung aus den Technikräumen wahrzunehmen war, wurde noch das Tanklöschfahrzeug der Wachbereitschaft sowie der Einsatzleitdienst eingesetzt.
Eingesetzte Kräfte:
- H-TLF 16/25
- KdoW-AL
- RTW 2 (Feuerwehr)
- RTW (DRK)
- NEF Bad Pyrmont
- Polizei
- Notdienst Stromversorger
- RTH "Christoph 4"
- RTH "Christoph Niedersachsen"
Einsatzleiter: Brandamtmann Wilhelm Scharenberg
Erklärung: Was ist ein "Lichtbogen" ?
Spannungsdifferenz / "Lichtbogen"
Damit überhaupt Strom fließen kann, muss an zwei verschiedenen Punkten eine unterschiedliche Spannung liegen. Diese Spannungsdifferenz kann zwischen zwei stromführenden Teilen selbst und/oder zwischen Erde, einer Person, einem Tier etc. und einem stromführenden Leiter bestehen. Ohne Spannungsdifferenz kann kein Strom fließen.
Besteht eine Spannungsdifferenz zwischen Stromleiter und Mensch (z.B.: zu große Annäherung an einem herabhängenden Stromleiter), so kann bei hohen Spannungen der Strom "überspringen" - es kommt zu einem Lichtbogen.
Dabei beträgt die überbrückbare Distanz in der Luft bis zu 1 cm/1000 Volt was bedeutet, dass bei einer Hochspannungsleitung mit 380 kV (Kilovolt) ein Lichtbogen bis 4 m möglich ist.
Pressebericht der "Deister- und Weserzeitung" vom 24.07.2006 über diesen Arbeitsunfall:
Starkstrom-Unfall: Elektriker in Lebensgefahr
Unglück am Multimarkt - zwei Männer ziehen sich schwerste Verbrennungen zu / Helikopter landen
Klein Berkel (ube). Am Multimarkt in Klein Berkel ist es gestern um 8.40 Uhr zu einem Starkstrom-Unfall gekommen - zwei Elektriker (21 und 46 Jahre alt) aus Hameln und Hessisch Oldendorf erlitten schwerste Verbrennungen. Mit Rettungs- und Intensivtransport-Helikoptern wurden die Opfer nach Hannover und Dortmund geflogen, wo sie in Spezialkliniken behandelt werden. Die Ursache des Arbeitsunfalls ist unklar. Die Polizeiinspektion Hameln und das Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim haben Ermittlungen aufgenommen.
Vier Experten von zwei Firmen führten - unabhängig voneinander - im Gebäude Klemmarbeiten an Hauptverteilungskästen durch. "Plötzlich gab es auf der anderen Seite der Wand einen ohrenbetäubenden Knall. Und es wurde gleißend hell", sagt Elektromeister Henning Leifhold. Gemeinsam mit dem Meister Gerwin Rügge schaute Leifhold nach dem Rechten. "Ein verletzter Mann lief nach draußen. Sein Kollege lag vor dem Sicherungskasten. Die Haare und das T-Shirt brannten", berichtet Henning Leifhold. "Ich habe sofort einen Eimer mit Wasser geholt und die Flammen gelöscht."
Offenbar waren die Handwerker von einem großen Lichtbogen getroffen worden. In der Hauptstrom-Schaltanlage des Einkaufzentrums sollen 400 Volt fließen.
Die Elektriker der Firma Leifhold brachten das Opfer nach draußen, forderten über Handy den Rettungsdienst an und leisteten erste Hilfe.
Wenig später trafen vier Rettungsassistenten der Feuerwehr, des Roten Kreuzes und ein Mediziner aus Bad Pyrmont am Multimarkt ein. Der Hamelner Notarzt war nicht einsatzbereit - er brachte ein Sturz-Opfer zum Bathildis-Krankenhaus.
Auch deshalb hatte Leitstellen-Disponent Kay Leinemann den in Hannover stationierten Rettungshubschrauber "Christoph 4" alarmiert. Wenig später forderte das Team der Feuerwehr einen zweiten Helikopter an - das bedeutete: Alarm für die fliegende Intensivstation "Christoph Niedersachsen" aus Langenhagen.
Durch den Kurzschluss waren nach Angaben der Hameln Polizei alle Geschäfte - mit Ausnahme von "Kaufland" - stundenlang ohne Strom. Ob dadurch ein Schaden entstanden ist, war bei Redaktionsschluss unbekannt.
© Dewezet, 24.07.2006