Einen hochinteressanten Vortrag von Frank Waterstraat, dem Beauftragten für Notfall-Seelsorge der evangelischen Landeskirche, Experte des Landesfeuerwehrverbandes und Fachberater der Feuerwehr-Unfall-Kasse, über die "Belastungen im Einsatzdienst bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst", erlebten 53 Mitglieder der Feuerwehr Hameln im Rahmen des Ausbildungsplanes.
Waterstraat, selbst einmal im aktiven Einsatzdienst der Feuerwehr Hameln gewesen, machte deutlich, daß immer mehr Rettungskräfte nach Unglücksfällen oft selbst Hilfe brauchen, aber Gespräche über diese Thematik sich nicht immer einfach gestalten.
Nicht nur die spektakulären Ereignissen um dem Zugunfall in Eschede, das Flugschauunglück in Ramstein oder der Terroranschlag auf das World Trade Center in New York haben die Verwundbarkeit des einzelnen Retters deutlich gemacht.
"Auch ein regional oder topografisch eng begrenztes Schadenereignis", so Waterstraat, "kann den oder die daran Beteiligten physisch und psychisch ebenfalls extrem belasten und überfordern."
Der Anblick von Schwerverletzten, Verstümmelten, Toten und auch Einsätze, bei denen Kinder, Familienangehörige, Freunde oder Kameraden betroffen sind sowie Lebensgefahr für die Einsatzkräfte, schwere Verletzung oder Tod von Helfern ist für den Retter oftmals nur schwer oder gar nicht allein zu verarbeiten.
Schützt den Helfer vielleicht während des belastenden Einsatzes noch seine Routine, kann wenig später dann ein Stress-Symptom auftreten: Stimmungsschwankungen, Bluthochdruck, Albträume, Schlaflosigkeit, Herzrasen oder nervöse Erschöpfungszustände können solch mögliche Belastungsmerkmale sein.
Hier setzt Frank Waterstraat mit seiner Stress-Prävention an: Unmittelbar nach einem belastenden Einsatz in einer kurzen, strukturierten Besprechung über Stress-Symptome und konkrete Hilfsmöglichkeiten informieren und weiteren Gesprächs- und Betreuungsbedarf einschätzen. Im Anschluß dann Gespräche, in denen der Helfer ehrlich sagen kann, wie es ihm wirklich geht.
Waterstraat empfiehlt weiter, "Strukturierte und qualifiziert geleitete Nachgespräche für Einsatzgruppen oder einzelne Rettungskräfte durch ausgebildete Notfall-Seelsorger anzubieten."
Auch die Führungskräfte haben im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht eine besondere Verantwortung bei der Begleitung ihrer Kameraden/Kollegen, besonders der jüngeren und unerfahrenen. Auch sollten aus den Stressfaktoren des belastenden Einsatzes Lehren und Konsequenzen für die Aus- und Fortbildung der Rettungskräfte gezogen werden.
Anmerkung: Für diejenigen, die jetzt mehr über dieses interessante Themengebiet erfahren wollen, empfehlen wir folgende Literatur:
Waterstraat, F.: Der Mensch in der Katastrophe. Psychologisch-seelsorgerliche Aspekte. In: Bundesministerium des Innern; Katastrophenmedizin. Leitfaden für die ärztliche Versorgung im Katastrophenfall, Berlin (2001)
Waterstraat, F.: Prävention gegen Stress. In: Taschenbuch für Sicherheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst; Gesetzliche Unfallversicherung (2003)
In: "Hilfe für Helfer" - Seelsorge für Helfer: Ein Angebot für Feuerwehr, Rettungsdienst, Ärzte und Polizei. Feuerwehr INFO Nr. 1.6. Ein Informationsblatt des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen e.V.
Gerne weisen wir Sie auch auch auf die interessante Internet-Seite
www.feuerwehrseelsorge.de
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