Einsatzort: Schillerstrasse
Einsatzart: Technische Hilfeleistung
Bericht: Schwere Sturmböen machten erneut den Einsatz der Hamelner Feuerwehr an der Schillerstrasse erforderlich: Die Glockenturm-Bedachung der Martin-Luther-Kirchengemeinde in 26 Metern Höhe, die bereits am vergangenen Montag (07.05.2007) durch den Mini-Tornado(*) schwer beschädigt worden war, drohte nun komplett herabzustürzen.
Die Bedachung des Glockenturmes hängt nur noch am "seidenen Faden"
Ein notdürftige Sicherung war nun nicht mehr möglich, so daß sich die gemeinsame Einsatzleitung von Feuerwehr und Polizei darauf verständigte, alle umliegenden Strassen weiträumig abzusperren und die umliegenden Hausbewohner vor der drohenden Gefahr zu warnen.
Zunehmende Orkanböen verhinderten zudem im ersten Einsatzabschnitt einen Einsatz der Drehleitern.
Die Einsatzleitung alarmierte daraufhin weitere Feuerwehr- und Polizeikräfte zur Unterstützung nach.
Mit Einsatzfahrzeugen wurden die umliegenden Strassenzüge zunächst provisorisch gesperrt, abgetrasst und später vom städtischen Notdienst mit Warnbaken gesichert.
Hierzu kamen eine Vielzahl von hauptberuflichen und eherenamtlichen Hamelner Feuerwehrkräften zum Einsatz.
Parallel zu dieser Einsatzstelle waren noch weitere Sturmschäden im Stadtgebiet zu bewältigen.
An der Brekelbaumstrasse sowie der Ruthenstrasse/Ohsener Strasse lagen Bäume auf der Fahrbahn, die von nachalarmierten Kräften beseitigt werden mußten.
Die beiden großen Kupferdachteile, die auf die Fahrbahn zu stürzen drohten, wurden im Laufe des Einsatzes durch Feuerwehrleute gesichert. Dazu rüsteten sich diese Männer mit sogenannten Absturzsicherungen aus, die am Rettungskorb der Drehleiter befestigt wurden.
Drehleiter und Bagger im gemeinsamen Einsatz (Foto: DWZ/ube - alle Rechte vorbehalten)
Parallel wurde ein 40-Tonnen-Kettenbagger (Volvo EC 360) des heimischen Abbruchunternehmens Otto GmbH neben der Drehleiter in Stellung gebracht, der mit seinem überdimensionierten Greifarm die mit Spezialgurten gesicherten Dachteile auf den Boden brachte.
So konnte die Gefahr des unkontrollierten Herunterwehens endgültig gebannt werden.
Der Einsatz an dem Glockenturm der Kirche dauerte bis kurz vor 19 Uhr. Während dieser Zeit wurde die Feuerwache mit zusätzlichen Kräften verstärkt und auch der Rettungsdienst war mit zwei RTW sichergestellt.
Eingesetzte Fahrzeuge:
- H-TLF 16/25
- DLK 23-12
- RW 2
- GW-Logistik
- MTW
- KdoW-AL
- KdoW-BvD
- 5 Polizeifahrzeuge (Streifenwagen und Zivilwagen)
- Notdienstfahrzeug (Stadt Hameln)
- Lastkraftwagen mit Absperrmaterialanhänger (Stadt Hameln)
- Spezialbagger (Fa. Otto)
- Schwerlast-Zugmaschine mit Tieflader (Fa. Zerges Spezialtransporte)
- Schwerlast-Begleitfahrzeug (Fa. Otto)
- Lastkraftwagen mit Mulde (Fa. Otto)
Einsatzleiter: Brandoberamtsrat Andreas Zerbe
(*) Weitere Informationen zu dem Mini-Tornado in Hameln vom 07.05.2007 von der "Deister-und Weserzeitung":
Radar macht Mesozyklone sichtbar
Sie gilt als Geburtshelferin eines Tornados / Forscher suchen Bilder und Zeugen
Hameln (ube). Wissenschaftler aus ganz Deutschland beschäftigen sich mit dem noch nicht identifizierten Wetter-phänomen, durch das Montag um 19.53 Uhr zwischen Schillerstraße und Springer Landstraße große Bäume entwurzelt, mächtige Kronen abgedreht und sogar ein Kirchturm-Dach angehoben wurde. Der Meteorologe, Geophysiker und Tornado-Forscher Thomas Sävert von der Unwetterzentrale des Kachelmann-Wetterdienstes Meteomedia hatte am Dienstag gesagt, "mit großer Wahrscheinlichkeit" habe ein Tornado die schweren Verwüstungen angerichtet.
Andreas Friedrich, der Tornado-Beauftragte des Deutschen Wetterdienstes, hat die Dewezet-Berichte und Pressefotos sowie Angaben von Augenzeugen mit dem Regen-Radarbild abgeglichen - Ergebnis: "Die Voraussetzungen für einen Tornado waren gegeben."
Denn: Auf dem Radarbild sind über Hameln einige rote Punkte zu sehen. An diesen Stellen haben sich die vom Radar sichtbar gemachten Regentropfen um die eigene Achse gedreht. "Man nennt das eine Mesozyklone", erklärt der Diplom-Meteorologe. Soll heißen: Über Hameln gab es um 19.53 Uhr eine Schauer- oder Gewitterwolke, die sich langsam gedreht hat. So eine Mesozyklone gilt als Geburtshelferin eines starken Tornados.
"Es ist also gut möglich, dass sich aus der Mesozyklone ein Tornado, dessen Schlauch von der Wolke bis zum Boden reichte, gebildet hat", sagt Andreas Friedrich. Das Problem ist: "Auf Satelliten- und Radarbildern können Tornados nicht abgebildet werden. Wir sind immer auf Zeugen und Fotos angewiesen."
Möglich ist auch, dass ein starker Fallwind aus einer Gewitterwolke die Ursache allen Übels war. Ein so genannter "Downburst" könne Windgeschwindigkeiten bis 200 km/h erreichen, sagt Friedrich.
Auch der Leiter der Wetter-Redaktion von "Wetter-Online, Diplom-Meteorologe Markus Müller, will das Hamelner Sturmereignis erforschen. Die Experten suchen Bilder und Augenzeugen.
Kontakt: 05151/200-413
© Dewezet, 10.05.2007